Dieses Programm lässt einen der spannendsten Abschnitte der Musikgeschichte lebendig werden – nämlich den Übergang vom traditionellen Dur-Moll-System in die Atonalität um das Jahr 1910.
Zu erleben
Frauke Willimczik, Mezzosopran
Ralph Zedler, Klavier und Moderation
Programmablauf
Das Programm beginnt mit einer Gruppe klanglich süffiger Lieder des Österreichers Joseph Marx, dem Begründer des romantischen Impressionismus, der als Komponist leider immer noch ein Geheimtipp ist. In diesen Lieder kommt die ganze überbordende Emotionalität dieser Zeit zum Ausruck – Musik voller Sinnlichkeit und Klangpracht.
Alban Bergs Opus 2 von 1908/09 vollzieht denn innerhalb der vier Lieder den Weg zu dem, was nur noch jenseits der Tonalität ausdrückbar ist: Stehen die ersten drei Lieder – zumindest offiziell – noch in Tonarten, so bricht im letzten Lied das System zusammen und wir erleben den Expressionismus in seiner wildesten und brutalsten Form.
Nach der Pause dann ein Schlüsselwerk der Zweiten Wiener Schule: Arnold Schönbergs „Buch der hängenden Gärten“ auf Gedichte von Stefan George (1868-1933) aus den Jahren 1908/09. Schönberg selbst hat über diese Lieder gesagt:
„Mit den Liedern nach George ist es mir zum ersten Mal gelungen, einem Ausdrucks- und Formideal nahezukommen, das mir seit Jahren vorschwebt. Es zu verwirklichen, gebrach es mir bis dahin an Kraft und Sicherheit. Nun ich aber diese Bahn endgültig betreten habe, bin ich mir bewusst, alle Schranken einer vergangenen Ästhetik durchbrochen zu haben.“
Joseph Marx (1882-1964) – Ausgewählte Lieder:
- Septembermorgen (Eduard Mörike) (1906)
- Japanisches Regenlied (1909)
- Regen (Paul Verlaine) (1910)
- Windräder (Oskar Falke) (1906)
- Valse de Chopin (aus dem Pierrot lunaire des Albert Giraud) (1909)
- An einen Herbstwald (Wladimir von Hartlieb) (1910)
Alban Berg (1885-1935) – Vier Lieder, op. 2 – nach Gedichten von Hebbel und Mombert
- Schlafen (aus „Dem Schmerz sein Recht“ von Friedrich Hebbel)
- Schlafend trägt man mich in mein Heimatland (aus „Der Glühende von Alfred Mombert)
- Nun ich der Riesen stärksten überwand (aus „Der Glühende“ von Mombert)
- Warm die Lüfte (aus „Der Glühende“ von Mombert)
PAUSE
Arnold Schoenberg (1874-1951) – 15 Gedichte aus „Das Buch der hängenden Gärten“ von Stefan George, op. 15
- Unterm schutz von dichten blättergründen
- Hain in diesen paradiesen wechselt ab mit blütenwiesen
- Als neuling trat ich ein in dein gehege
- Da meine lippen reglos sind und brennen
- Saget mir, auf welchem pfade heute sie vorüberschreite
- Jedem werke bin ich fürder tot.
- Angst und hoffen wechselnd mich beklemmen
- Wenn ich heut nicht deinen leib berühre
- Streng ist uns das glück und spröde
- Das schöne beet betracht ich mir im harren
- Als wir hinter dem beblümten tore
- Wenn sich bei heiliger ruh in tiefen matten
- Du lehnest wider eine silberweide am ufer
- Sprich nicht immer von dem laub
- Wir bevölkerten die abend-düstern lauben
Weiterführende Informationen
- Joseph-Marx-Gesellschaft
- Frauke Willimczik - Mezzosopran